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Informationen: Westlicher Maiswurzelbohrer

Westlicher Maiswurzelbohrer
Diabrotica virgifera virgifera

Schadbild
Die Larven der Käfer verursachen den Hauptschaden am Mais. Die beiden ersten Stadien befallen die Feinwurzeln, während das dritte Larvenstadium die Hauptwurzel befällt und in den Stängel eindringt. Dadurch leidet die Standfestigkeit der Maispflanze und das Wasser- und Nährstoffaufnahmevermögen wird erheblich reduziert. Je nach Befallsstärke knickt der Mais nesterweise um. Bei ausreichender Feuchtigkeit versuchen sich die Pflanzen zwar wieder aufzurichten - der Wuchshabitus ähnelt aber dann einem Gänsehals (s. Abb. unten). Dieses Symptom ist auch bei Rhizoctonia-Befall charakteristisch - es kann daher leicht zu Verwechslungen bei der Ursachenfindung kommen. Weiterhin wird eine Sekundärinfektion durch Schadpilze gefördert, die wiederum zu Lagerneigung führen kann. Da sich die Käfer vor allem von den Narbenfäden und den Pollen ernähren, wird der Befruchtungprozess behindert und schließlich die Kornausbildung reduziert.



Schadbild - Gänsehals
Schadbild bei starkem Befall (Quelle: LFL)


Biologie des Schädlings
Der Westliche Maiswurzelbohrer zählt zu den Blattkäfern (Crysomelidae). Die drei Larvenstadien werden in 3 - 4 Wochen durchlaufen. Die Überwinterung erfolgt im Eistadium im Boden (10 - 20 cm tief). Die Larven schlüpfen in Abhängigkeit der Bodentemperatur in Europa zwischen Ende Mai und Anfang Juni. Nach einer kurzen Verpuppungsphase erscheinen ab Mitte Juli dann die ersten Käfer. Die Weibchen legen etwa 500 bis 1.000 Eier im Boden ab.

Merkmale des Schädlings
Der Käfer ist 5 - 7 mm lang. Die Grundfarbe ist gelb, der Kopf schwarz. Die weiblichen Käfer besitzen drei deutlich schwarze streifen auf den Flügeldecken, während beim Männchen diese Streifen verschwimmen, wodurch die Flügel dann schwarz gefärbt erscheinen. Dennoch bleibt der Flügelrand stets hellgelb. Die ovalen Eier sind ca. 0,4 mm lang, die ausgewachsene Larve misst eine Länge von etwa 1,3 cm und besitzt 3 Beinpaare. Die Kopfkapsel ist weißlich braun.

Verbreitung
Weltweit werden etwa 20 Mio. Hektar Mais durch verschiedene Maiswurzelbohrer-Arten befallen. In Europa wurde der Käfer erstmals 1992 Nähe des Belgrader Flughafens entdeckt. Man geht davon aus, dass er durch den Flugverkehr eingeschleppt wurde. Seither breitet sich der Maisschädling immer weiter aus und hat allein in europäischen Ländern bislang Schäden von über 300 Mio. Euro verursacht. 

Seit 1996 gilt der Maiswurzelbohrer aufgrund seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung in allen EU-Mitgliedsstaaten als Quarantäneschädling, gegen dessen weitere Verbreitung in bisher befallsfreie Gebiete von den EU-Staaten 2004 Sofortmaßnahmen beschlossen wurden. Dazu zählt unter anderem die Meldepflicht zum Auftreten des Schädlings.

Erste Funde:
1992 Serbien
1995 Ungarn, Kroatien
1996 Rumänien
1997 Bosnien Herzegowina
1998 Bulgarien
2000 Slowakei, Schweiz
2001 Ukraine
2002 Österreich, Frankreich, Tschechien
2003 Elsass, Großbritannien, Niederlands, Belgien, Slowenien

Wegen der Distanzflüge der ausgewachsenen Käfer sind in Gebieten mit intensivem Maisanbau Ausbreitungsraten von ca. 80 km im Jahr zu erwarten.

Bedeutung
Der Westliche Maiswurzelbohrer stammt ursprünglich aus Mittelamerika (Mexiko, Costa Rica, Guatemala und Nicaragua) und ist seit einigen Jahrzehnten in Nordamerika der wichtigste Maisschädling (ca. 1 Mrd. US-Dollar Verluste). Vor allem der Vorstoß in den Maisgürtel der USA (z.B. Illinois, Iowa, Indiana) führte zu seiner explosionsartigen Vermehrung.

Die Larven verursachen den Hauptschaden und führen zu Ertragsverlusten von 20 - 30 %, bei starkem Befall sogar bis zu 80 %. Der Westliche Maiswurzelbohrer kann sich, wie in den USA, zum Hauptschädling an Mais entwickeln. Betroffen sind vor allem Gebiete mit intensivem Maisanbau. Wird Mais hingegen in mehrgliedrigen Fruchtfolgen angebaut, hält sich der Schaden in Grenzen. Als Schadensschwelle gelten 7 Larven pro Pflanze und 1 Käfer pro Kolben (bei Saatmais 0,5).

Bekämpfung
Schäden sind besonders auf Maismonokulturflächen zu erwarten. Daher gilt als effizienteste Bekämpfungsmaßnahme die Fruchtfolge. Durch das Verbot z.B. in der Schweiz, in betroffenen Regionen in zwei aufeinander folgenden Jahren kein Mais anzubauen, konnte in 2005 eine weitere Ausbreitung des Quarantäneschädlings laut Agroscope RAC Changins wirksam unterbunden werden.

Spritzmittel gegen die Käfer werden in den USA und einzelnen Ländern Europas vornehmlich durch Flugzeug- oder Hubschrauberapplikation ausgebracht. Darüber hinaus können Stelzentraktoren oder normale Traktoren mit hochgestelltem Spritzgestänge eingesetzt werden.

Allen Bekämpfungsmitteln ist gemeinsam, dass sie zwar den Schaden unter die wirtschaftliche Schadensschwelle drücken können, eine nachhaltige Kontrolle der Population aber nicht erreicht wird. Die Effektivität der chemischen Bekämpfung wird von amerikanischen Experten mit 60 - 80 % beziffert. In Europa geht man von Wirkungsgraden zwischen 60 - 90 %, bei mehrfacher Applikation, von bis zu 95 % aus.

In den USA werden regionale Bekämpfungsprogramme in manchen Gebieten eingeführt, dessen Ziel eine flächendeckende Bekämpfung mit Semiochemikalien ist. Im Falle des Maiswurzelbohrers handelt es sich um das Curcurbitacin, das in einigen amerikanischen Kürbisgewächsen enthalten ist und den Schädling zum Fressen animiert. Das Curcurbitacin wird mit dem Wirkstoff Carbaryl vermischt und in den USA unter der Marke "Slam" auf den Markt gebracht. Durch die flächendeckende Anwendung auf allen Maisfeldern einer Region wird verhindert, dass sich der Schädling auf unbehandelten Flächen ungehindert vermehren kann.

Weitere Semiochemikalien auf derselben Basis sind "Invite EC", das auch in Ungarn vertrieben wird sowie "Cidetrak". In Ungarn haben Hubschrauberbehandlungen mit "Invite EC" + "Chlorpyrifos" in den Jahren 2003 und 2004 gute Erfolge erzielt. Resistenz des Maiswurzelbohrers den Wirkstoffen Parathion-Methyl und Carbaryl gegenüber wurde aus dem USA-Bundesstaat Nebraska gemeldet.

Unter dem Namen Yieldgard plus sind weiterhin auch von der Firma Monsanto Sorten auf dem Markt, die einen Dreifachschutz besitzen. Dieser umfasst neben der Herbizidresistenz, eine Resistenz gegen den Maiszünsler sowie gegen den Maiswurzelbohrer. Bereits 2004 sind von Syngenta und Dow Bt-Sorten zugelassen worden, die auch Schutz gegen die Larven des Maiswurzelbohrer gewähren.

Anmerkung
In einigen Gebieten der USA (Indiana, Illinois, Ohio, Michigan) hat sich ein Biotyp des Maiswurzelbohrers etabliert, der auch die Blätter und Blüten der Sojabohne befällt.

Der Grund, warum viel Farmer in den USA trotz dem Anbau von gentechnisch veränderten Maissorten (z.B. Yieldgard plus) zusätzlich das Saatgutbeizmittel Poncho einsetzen, liegt vor allem daran, dass sie den Mais umfassend, d.h. auch gegen Erdraupen schützen wollen.




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